Wie kommt der Sand ins Wasserglas? Wie Drucke zu Gedichten?

Im geteilten Atelier zu schreiben, ist ein Privileg. Wann immer ich mich an den Schreibtisch setze, begegnet mein Blick nicht nur den Kleinhüninger Wohnblocks gegenüber dem Künstlerhaus Bollag, sondern auch der Kunst meiner Atelierpartnerin Katharina Anna Wieser.

Neben Katharina Anna Wiesers Fokus auf ortsspezifische Rauminstallationen entstehen im Atelier kleinformatige Holzdrucke, Tuschzeichnungen, Patchworks, Späne vom Schnitzen von Holzstäben rieseln zu Boden. Ich schätze es, dass wir beide gleichzeitig im Raum tätig sind, aber verschiedenen Kunstformen. Unser Schaffen in verschiedenen Medien baut ein weites Feld auf und ermöglicht frische Blicke auf den eigenen künsterlischen Prozess.

Für das Buchprojekt „Sand im Wasserglas“ haben wir zum ersten Mal nicht nebeneinander, sondern miteinander gearbeitet. Zu dem Gedichtzyklus, der die Befragung des lyrischen Schreibens mit dem Sand des Alltags vermischt, hat Katharina Anna Wieser Holzschnitte gestaltet, die auf geometrischen Formen und deren Weiterentwicklung basieren.

In der Druckwerkstatt im Warteck Basel entstanden in einem mehrtägigen Druckprozess Einzeldrucke und Überlagerungen der verschiedenen Formen.

Die Sichtung der Drucke haben wir gemeinsam im Atelier vorgenommen. So eine Vielfalt an Formen, Schichtungen und Schwarz- und Graustufen! Für das Buch „Sand im Wasserglas“ haben wir mithilfe einer Auslegeordnung 19 Drucke ausgesucht, die in Dialog mit den Gedichten treten. Dabei spielen Inhalt der Gedichte, die Logik der Doppelseiten sowie Rhythmisierung und Vielfalt der Formen der Holzdrucke eine Rolle.

Die getroffene Auswahl erscheint uns stimmig und harmonisch, ohne zu gefällig zu sein. Sie macht Lust auf einen grossen Schluck aus dem Wasserglas, beinhaltet jedoch auch ein produktiv-irritierendes Knirschen von Sand.